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Im August 1896 wurde in einem unzugänglichen Fluss im Yukon Gold gefunden.
Dieses neue Goldfeld wurde schnell bekannt unter "Klondike" (Dagobert Duck soll
dort die Grundlage für sein Vermögen gemacht haben). Als Zentrum
etablierte sich Dawson (Karte Alaska-Yukon).
Im Juli 1897 gelangte die Nachricht über den Goldfund von George Washington
Carmack an die Westküste der USA und Kanada. Die Welt steckte in einer
tiefen Rezession und daher brach ein wahrer Goldrausch aus. Arm und Reich
erhofften sich unbegrenzten Reichtum.
Zum Zeitpunkt des ersten grossen Goldfundes gab es 2 Routen in den Klondike.
Die am meisten benutzte Route führte über den Chilkoot Pass, die
andere über den unteren Yukonfluss. Beide Routen waren kostspielig und
zeitaufwendig. Die meisten benutzten für die 1000 Meilen-Reise ein Dampfschiff
von der Westküste nach Skagway. Dort überquerten sie den Chilkoot
Pass und gelangten an den Lake Bennett. Am See bauten sie mit Holz aus den
umliegenden Wäldern Boote oder Flosse und warteten, bis im Frühling
die Seen und Flüsse eisfrei waren. Dann setzten sie die 600 Meilen lange
Reise nach Dawson City fort.
In Dawson City explodierte die Bevölkerung um 1899 auf über 30000
Einwohner. Die Transportmöglichkeiten in den Klondike wurden laufend
verbessert. Dampfschiffe auf den Seen und dem Yukonfluss wurden eingesetzt.
Parallel zum Chilkoot Pass, 6 Meilen südlich, liegt der White Pass. Dieser
Pass war schlechter erschlossen, doch bot er für eine Eisenbahn das
besseres Gelände.
Die Transportwege in die Goldfelder des Klondike waren ein enormes Problem.
Ein Syndikat aus London (Close Brother and Company) hatte die Rechte für
eine Eisenbahn über den Pass erworben. Im April 1898 hatte Michael J. Heney
eine mögliche Route von Skagway zum Lake Benett gefunden. Er konnte die
Vertreter von Close Brother überzeugen und diese Firma finanzierte daraufhin
das ganze Projekt. Dies war zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich, da alle
grossen Bahnprojekte durch den Kanadischen Staat gebaut wurden.
Am 27.Mai 1898 begann der Bau der Eisenbahn. Die Probleme während des
Baus waren gewaltig; Terrain, Wetter, mangelnde Arbeitskräfte, Wettlauf
mit anderen Transportfirmen und geringe Geldmittel. Am 22.Februar 1899 erreichten
die Gleise den White Pass, am 25.Juli 1899 Lake Benett. Am 8.Juli 1900 wurde
der Abschnitt Carcross-Whitehorse fertiggestellt und am 29.7.1900 Lake Benett-Carcross.
Damit war die gesamte Linie fertiggestellt.
Die WP&YR baute und betrieb auch grosse Dampfschiffe auf dem Yukon River von
Whitehorse nach Dawson City. Somit hatte die WP&YR praktisch das Monopol für
die Transporte in den Klondike.
In der Sommer-Saison der ersten 17 Betriebsjahre lief es für die WP&YR
sehr gut. In den Wintern aber war es sehr ruhig im Yukon. Die Bevölkerung
im Yukon erreichte um 1898 über 30000 Einwohner, 1901 ca. 27000, 1911 ca.
8000 und 1921 ca. 4000. Während des 1.Weltkrieges verliessen viele Männer
den Yukon.
Die Gütermenge erreichte 1901 38000t, 1908 ca. 32000t und 1916 ca. 37000t.
Die Zahl der Personentransporte nahm aber laufend ab.
1901 besass die WP&YR 18 Lokomotiven. 8 Dampfloks wurden neu gekauft, die
übrigen waren kleine Loks. 1906 wurden einige kleine Loks verkauft. 1907
und 1908 wurden nochmals 2 neue Dampfloks gekauft. Dies sollte bis 1938 die
letzte Beschaffung von Loks durch die WP&YR sein. Um 1900 besass die WP&YR
8 Personen- und 150 Güterwagen, um 1917 waren es 18 Personen- und
201 Güterwagen.
In diesem Zeitraum versuchte die WP&YR den Tourismus im Sommer anzukurbeln.
Zu diesem Zweck betrieb die WP&YR auf diversen Seen und Flüssen
Dampfschiffe. Der Güterverkehr schwankte zwischen 10000 und 25000t,
abgesehen von 1921 mit über 81000t. Der Goldabbau stornierte in den 30er
Jahren und erwachte erst um 1950 wieder.
1938 kaufte die WP&YR die Mikado-Dampflok No.70 und 1939 folgte die baugleiche
Lok No.71. Die Eisenbahn hatte 1939 25 Personen- und 192 Güterwagen.
Aus Angst vor einer Invasion der Japaner an der Westküste Nordamerikas
wurde das Projekt Alcan (Alaska-Canada) gestartet. Gebaut werden sollte ein
1523 Meilen langer Highway (heute Alaska-Highway) zwischen Dawson Creek
(British Columbia) und Fairbanks (Alaska). 1942 wurde mit dem Bau begonnen.
Gleichzeitig mit dem Projekt Alcan wurde ein anderes Projekt Canol (Canadian
Oil) gestartet. Es sollten 4 Piplines und in Whitehorse eine Raffinerie gebaut
werden. Ausgeführt wurden diese Projekte durch die US Army.
Die einzige ganzjährige Route war zu dieser Zeit immer noch die WP&YR.
Am 1.Oktober 1942 leaste die US Army die WP&YR und brachte 17 gebrauchte Loks,
11 neue Loks und diverse Güterwagen nach Skagway, um das benötigte
Transportaufkommen sicherstellen zu können.
In dieser Zeit verkehrten bis zu 17 Züge pro Tag und es wurden pro Jahr
bis zu 300000t Güter transportiert.
1946 beendete die US Army das Leasing und die WP&YR übernahm wieder den
Betrieb. Das Militär hatte diverse Verbesserungen an der Infrastruktur
und der Linienführung gemacht. Leider wurde aber im Unterhalt der Gleisanlagen
praktisch nichts investiert. Die Personen- und Güterzahlen erreichten
schnell wieder Werte wie vor dem Krieg.
Die meisten Gast-Loks wurden durch die US Army zurückgebracht, einige
blieben aber bei der WP&YR. 1947 bestellte die WP&YR die 2 letzten Dampfloks
(No.72+73).
Der Alaska-Highway wurde 1942 fertiggestellt. Er durfte aber nur vom Militär
benutzt werden und war für Gütertransporte nur bedingt geeignet.
Nach dem Krieg wurde der Highway kontinuierlich ausgebaut. Ab 1951 nahm der
Tourismus und der Bergbau kontinuierlich zu.
1955 wurde eine allwettertaugliche Strasse zwischen Whitehorse und Dawson fertiggestellt.
Damit war das Ende der Dampfschiffzeit auf den Flüssen und Seen gekommen. Obwohl zu
dieser Zeit noch 8 Dampfloks bei der WP&YR in Betrieb waren, wurden 1954 2 Dieselloks
bestellt. 1955 wurde der erste Container-Transport der Welt auf der WP&YR in Betrieb
genommen. Dies erlaubte einen raschen und effizienten Gütertransport in den Yukon.
Bis 1978 war Skagway per Strasse nicht erschlossen und nur via Eisenbahn erreichbar.
Zwischen 1956 und 1963 kaufte die WP&YR 9 weitere Dieselloks. In den 60er Jahren wurde
der Bergbau im Yukon weiter intensiviert. Dadurch nahmen die Gütertransporte weiter
zu. 1969 wurden 7 grössere Dieselloks gekauft. 1969 wurden davon 2 Loks, nur gerade
6 Monate alt, im Feuer des Lokdepots in Skagway zerstört und 1971 durch 3 neue Dieselloks
ersetzt.
1970 nahm eine neue Mine in Faro, nahe Whitehorse, ihren Betrieb auf. Dort wurden Blei, Zink
und Silber abgebaut und durch die WP&YR nach Skagway transportiert. Prognosen ergaben ein
Güteraufkommen von 400000 bis 500000t pro Jahr. In den 70er Jahren boomte das Geschäft,
doch dann folgte eine Rezession. Am 4.Juni 1982 wurde daher die Mine in Faro geschlossen.
Daraufhin stellte die WP&YR am 8.Oktober 1982 ihren Betrieb ein. Unmittelbar vor der Stilllegung
hatte die WP&YR noch 4 neue Dieselloks bestellt. Dieser Auftrag musste dann annulliert
werden. 1982 war immer noch ein Bedarf für Personentransporte vorhanden. Doch war dieser
zu klein, um die WP&YR am Leben zu erhalten.Von 1982 bis 1988 war die gesamte Eisenbahn
mit ungewisser Zukunft ausser Betrieb.
Um 1984 wurden einige Minen wieder aktiviert, darunter auch in Faro. Leider wurden die
Transporte auf der neu erstellten Strasse nach Skagway abgewickelt. Entlang der Küste
entwickelte sich dafür der Tourismus. Erste Kreuzfahrtschiffe legten in Skagway an.
Im Frühling 1988 wurde daher ein erster Abschnitt von 20 Meilen von Skagway Richtung
White Pass wiedereröffnet. Der Betrieb fand nur im Sommer statt und von 11 Dieselloks
wurden 8 wieder aktiviert. Die Dampflok No.73 wurde ebenfalls wieder in Betrieb genommen
und transportierte die Gäste von der Schiffsanlegestelle ins Depot, wo dann die
Dieselloks die Züge übernahmen.
Der erste Zug nach der Wiederinbetriebnahme rollte am 12.Mai 1988. 1988 wurden 2 Dieselloks,
die in Whitehorse abgestellt waren, zurück nach Skagway gebraucht. 1992 wurden 5
Dieselloks nach Kolumbien verkauft. 1993 und 1994 wurden 3 weitere Dieselloks erneut in
Betrieb genommen. 1988 standen 34 Personenwagen zur Verfügung und 1992/93 wurden
weitere 11 neu gebaut.
In der ersten Sommer-Saison wurden 39000 Personen transportiert. 1989 konnte der Betrieb
bis Fraser (British Columbia) aufgenommen werden. Von dort konnte man mittels Bus nach
Whitehorse gelangen. In der Saison 1997 wurden bereits 213000 Personen transportiert. 1998
feierte die WP&YR ihr 100-Jahr Jubiläum.