22. August 2012: Koreanischer Schriftguss – Anleitung in 16 Fotos

Unsere erste Begegnung mit dem koreanischen Schriftguss in Bronze war vor drei Jahren in Mainz, als eine koreanische Delegation zum Johanni-Fest ihre Kunst des Giessens von Bronze-Lettern und des Druckens damit zeigte.

Im Folgenden sei diese Kunst in einer 16-teiligen Bilderfolge dargestellt. Das Archaische dieser urtümlichen Handwerkstechnik lässt sich leider nur schwer mit Fotos vermitteln.

Wenn es jemand nachzuahmen versucht: die Offizin Parnassia lehnt jegliche Haftung für Produkte- und Personenschäden ab !

Der spätere Bronzebuchstaben wird zuerst in Originalgrösse aus Holz geschnitten. Man beachte das Verhältnis von Messer und Holzblöcklein !

8 bis 12 Holzbuchstaben werden in der späteren Giessform angeordnet und mit Talkum gestäubt, dass nichts kleben bleibt.

Die Giess-Form wird mit geöltem hauchfeinem Formsand gefüllt.

Die beiden Hälften der Giessform mit dem festgestampften Sand werden wieder voneinander genommen.

Mit Chirurgenbesteck werden die Giesskanäle, die späteren Zuflüsse der Bronze zu den Buchstaben, aus dem Sand geschnitten.

Mit einem Hammerschlag werden die Holzlettern auf einen Stichel aufgespiesst und sorgfältig aus dem Sand gehoben. Jede Fehlstelle im Sand ist später im Guss sichtbar.

Im Giessformensand sind nun die Hohlformen für die flüssige Bronze ausgespart – nach gut 30 Minuten präzisester Arbeit.

In der Zwischenzeit wurde der kleine Hochofen mit Steinkohle eingefeuert, damit darin die etwa 2 Kilogramm Kupfer und später 10% Zinn als Bronze schmelzen können.

Die Giessform wird in der Schmelzmulde schräg bereitgestellt. Der Europäische Mensch staunt ob der traditionellen koreanischen weissen Arbeitskleidung.

Der Tiegel mit der flüssigen Bronze wird aus dem Hochofen ausgehoben.
Die Giesstemperatur von Bronze liegt bei knapp über 1000 Grad.

Zügig wird die Bronze in einem Guss (!) in die Giessform geleert.

Nach einiger Zeit des Auskühlen-lassens kann die Form geöffnet werden.

Der Gussrohling kann nun aus dem noch sehr heissen Sand gehoben werden. Mit Bürsten wird der anhaftende Sand entfernt, nachher folgt ein Reinigen mit Wasser und das Polieren.

Der Gussrohling mit einem Dutzend südchinesischer und koreanischer Buchstaben ist soweit fertig. Jetzt werden die einzelnen Buchstaben noch abgetrennt und an der Druckoberfläche poliert. Nachher kann der Druck mit flüssiger Tusche auf hauchdünnes Hanchi-Maulbeerbaumpapier erfolgen.

Die fertigen Bronzebuchstaben werden in der Druckform in vorgegebene Bahnen eingesetzt. In diesem Beispiel in traditioneller Weise in Spalten von oben nach unten.

Die Buchstaben werden mit flüssiger Tusche bestrichen, dann ein dünnes Maulbeerbaum-Papier darüber gelegt, mit einer Bürste angerieben und dann wieder sorgfältig abgehoben. Drucken ist immer wieder ein Wunder, nicht nur für Kinder !

 

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