Heute etwas zum Studieren am verregneten Wochenende:
Die Reisevorbereitung für Korea hat uns auch auf ein spannendes, bislang unbekanntes Phänomen gebracht.
Fernasiatische Länder wie China benutzen zum Schreiben in der Hauptsache ein Bildsymbol-„Alphabet“, das aus tausenden von einzelnen verschiedenen Zeichen besteht. Das ist für das Erlernen sehr anspruchsvoll (wie alle wissen, die Chinesisch lernen wollen). Aber es war auch für das Drucken von Texten sehr aufwendig.Von jedem der tausenden Zeichen musste es mehrere Exemplare geben, damit ein Text gesetzt und gedruckt werden konnte. Man stelle sich einen chinesischen Setzkasten vor …
Auch das Jikji-Buch benutzte noch hunderte verschiedene südchinesische Bronzelettern, was ein solches Buchprojekt auch sehr teuer machte.
Doch 1443/44, also nur kurz nach dem Druck des Jikji, kam es unter dem vierten König der koreanischen Joseon-Dynastie, Sejong dem Grossen, zu einem Paradigmenwechsel. Damit Schrift, Lesen und das Verbreiten von schriftlichen Botschaften einfacher wurde, ordnete dieser König an, ein Alphabeth aus 28 (heute noch 24) verschiedenen einfachsten Buchstaben-Zeichen zu erfinden.
Die Vokale sind waagrechte und senkrechte Striche mit Beistrichlein (also quasi das Ying und Yang), die Konsonanten sind der phonetischen Mundraum-Stellung beim Sprechen nachempfunden. Bei der Schreibweise werden jeweil zwei oder drei Zeichen zu einer kleinen Silbengruppe zusammengefasst, dass es fast wie ein chinesisches Bildzeichen ausschaut, aber durch das einfache Aufschlüsseln der einzelnen Buchstaben leicht gelesen werden kann.
Nach einigen Stunden Training ist auch ein Westeuropäer in der Lage, Koreanisch mindestens zu lesen (verstehen ist dann eine Sache für sich – Koreanisch gilt als eine der schwierigeren Sprachen dieser Welt).
Beispiel:
Der Name des ersten gedruckten und datierten Buches Jikji besteht aus zwei Silben: Jik und Ji, die nebeneinander stehen. Gut lässt sich sehen, dass jeweils der erste und zweite Buchstaben (Tsch und I) gleich sind; bei der ersten Silbe steht darunter noch das G/K, weshalb die Proportionen der einzelnen Zeichen variieren können.
Dieses «Hangul» genannte Alphabet ist noch heute in ganz Korea das gültige Alphabet.