Die von Korea-Kennern angedrohte nächtliche Folter blieb aus: unser ondol-Schlaf (Leben auf dem traditionellen geheizten Holzfussboden, die Schlafmätteli höchstens halb so dick wie ein japanischer Futon) war ausgezeichnet und erstaunlich erholsam. Und spätestens beim ersten koreanischen Frühstück mit Reis, getrockneten Meeralgen, Kimchi (dem chiligewürzten gesäuerten Chinakohl) und einer Suppe, in der neben Eiern und Rindfleisch und Algen weisse Dinger schwammen, eingeweichten Hostien nicht unähnlich, war alles geweckt, was noch zu wecken war (Foto 1).
Nachher ging’s mit Frau Sun Woo ins Nationalmuseum im Süden der Stadt . Natürlich mit der Metro. Alles blitzblank, blitzschnell und trotzdem verbrachten wir einen rechten Teil des Tages nur mit ÖV. Andere übrigens auch. Und wie die ihre Zeit verbraten, seht ihr auf Foto 2. Und weshalb alles funktioniert auf Foto 3. (Wer entdeckt den Wifi-Sender ?)
Das Natonalmuseum (oder das wenige, was wir davon überhaupt sehen konnten) war dann ziemlich verrückt. In modernster Monumentalarchitektur (Foto 4)ist sehr vieles vereint, was das Land je hergab. Uns interessierten natürlich die ganz frühen Drucke, die alle ab Holzschnitten gedruckt wurden. Etwas trübte dann die Freude etwas: viele der Exponate waren nur Replicae. Weshalb, konnten wir nicht herausfinden. Trotzdem war es noch bewegend, vor einer gedruckten Buchrolle von etwa 1120 zu stehen – 335 Jahre vor Gutenberg. Daneben gab es Frühdrucke in Japanbindung, Faltbücher und am Abend haben wir (dann im Palastmuseum) sogar einen Königserlass mit gehauenen Goldlettern auf Jadesteintafeln entdeckt – das natürlich nicht mehr gedruckt. Und in allem halt immer wieder die Erfahrung des Nix-Verstans, zB Gute museale Beschriftungen, im englischen dann auf 2 Zeilen gekürzt, das meiste dann sowieso nur Namen und Fundorte in lateinischer Umschrift. Nun, zum Glück bedarf künserische Schönheit keiner Sprache. Nach einem koreanischen Medizinalkräutertee, auf dem Frau Sun Woo gegen Stephans Erkältung bestand (gruusig aber wirksam) durchquerten wir die Stadt zum Guengbokgung-Palast, einem späten Prinzenpalast der letzten Königsdynastie. Leider zerstörten die Japaner 1915 während ihrer Besetzung Koreas 90% der einst über 500 (!!!) der Palastgebäude. Seit gut 20 Jahren wird die Anlage rekonstruiert und eine rrrraaaassssssendes Inglis splechende Führerin weihte ins in die Geheimnisse des höfischen Lebens ein, wann der König im Dabeisein seiner 7000 Ritter was auf dem Thron tun durfte, wann wieviele der 2000 Kurtisanen in welchem der x Schlafzimmer auf nächtlichen Besuch zu warzen hatten und wann dank Sternen, Mantik, sonstiger Weissagung und Priesteropfer die richtige Minute war, um den Kronprinz zu zeigen, (den auszutragen die einzige Aufgabe der Königin war)Das alles und noch viel mehr wussten wir nach einer Stunde Regen. Zum Eintritt in den Palastbezirk war schliesslich vormals ein rituelles Bad nötig. Haben wir brav erhalten.
Darauf musste Stephan aber noch schnell ins Palastmuseum, den wunderprächtigen Bronzedrachen anschauen, der einst auf der Verlustierterasse mit dem König sass, als Symbol der Allmacht. Zwar war der Museumseinlass schon zu, aber Suisa mit solchen Bärten wird fast alles erlaubt (Frage: gibt es neben dem freudschen Penisneid etwa auch einen Bartneid – die heutigen Reaktionen vieler Männer könnte einen fast darauf bringen).
Und dann gab’s wieder spannendes koreanisches Essenn, zum Beispiel in einem Lotusblatt gedämpften Reis mit Lotusfrüchten, Lotuswurzeln, Jujubadatteln, Marroni und schwarzen Böhnli, garniert mit 8 Millimeter kleinen getrockneten Fischlis.
Nachher wollten wir eigentlich nur noch ins Bett = aufs Mätteli, aber es kam dicke: Frau Sun Woo eröffnete uns, sie hätte eben eine Mail erhalten, unsere Werkstattkiste sei vom Zoll zurückbehalten, sie bräuchten eine detaillierte Inhaltsliste. Nun detallierter als die Liste, die wir dem Zoll zur verfügung gestellt hatten (jedes einzelne Stück mit Anzahl, Einzelgewicht und Warenwert) gehts gar nicht mehr.
Es folgten hecktische Telephonate mit Deutschland, der Auskunft, dass der Verantwortliche im Museum KEIN Inliss spricht und dass der Zollbeamte en detail wissen wolle, woraus unsere Arbeitskleidung bestünde und weshalb wir die in Korea lassen wollen. Was dann unseren Vrtdacht nährte, dass die es nicht schnallten, dass nur die mit * bezeicjneten Grgenstände in Korea bleiben (= unser Verbrauchsmaterial) und der ganze Rest wieder re-exportiert wird. Nun, die Apparatschniks woolen auch gelebt haben, und schliesslich haben wir heute viel über die Verwaltungsgewissheit am königlichen Hof gelernt. Nil novi sub sole. Mit einem grossen koreanischen Bier sagten wir uns dann: Morge ischt au mo ä Tägle. Schliesslich wollen die von uns etwas.
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